Wegducken ist keine glaubwürdige Position!

Bekenntnis zur Rechtsstaatlichkeit notwendig

Wir Grünen sind im Umgang mit den Vorwürfen gegenüber Stefan Gelbhaar gescheitert. Wir reflektieren: Kurz vor der Nominierungsveranstaltung für die Berliner Liste zur Bundestagswahl wurden Vorwürfe sexueller Übergriffe seitens Stefan Gelbhaar in den Medien lanciert. Stefan wurde damit faktisch gezwungen, seine Kandidatur zurückzuziehen. Die ‘Drahtzieherin’ der Vorwürfe hatte diese jedoch frei erfunden. Bisher wurden keine weiteren schwerwiegenden Vorwürfe gegen Stefan bekannt. Soweit der ‘Fall Gelbhaar’.

Der Fall ‘Aufarbeitung’ stellt sich auch nicht besser dar: Es gibt eine parteiinterne Ombudsstelle, die offensichtlich nur eingerichtet wurde, um ‘ein Zeichen zu setzen’. Diese Ombudsstelle hat die Bearbeitung verschleppt, weswegen der Bundesvorstand das Verfahren an sich gezogen hatte. Eine Kommission hat den Vorgang inzwischen untersucht und einen in großen Teilen nicht veröffentlichten Bericht vorgelegt.

Wir bilanzieren: Nach über sechs Monaten gibt es keine handfesten Belege für Fehlverhalten von Stefan Gelbhaar. Alle bisher bekannten Vorwürfe gegen Stefan hätten, so scheint uns, zwischen den beteiligten Personen direkt geklärt werden können und auch müssen. Die Idee, ‘in dubio contra reum’ zu entscheiden, (also im Zweifel gegen den Beschuldigten) und anonym geäußerte und nicht belegbare Vorwürfe zu unterstützen und das als feministische Haltung zu betrachten, ist gescheitert und verstößt gegen rechtsstaatliche Prinzipien.

Als Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen entschuldigen wir uns bei Stefan Gelbhaar. Wir fordern den Bundesvorstand auf, sich ebenfalls bei Stefan zu entschuldigen, sich zu dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit zu bekennen,sich vom Ansatz “in dubio contra reum” als falsch verstandener feministischer Haltung zu distanzieren und Stefan offiziell zu rehabilitieren. Die Idee einer parteiinternen Ombudsstelle mit klaren Regeln ist weiterhin richtig und wichtig, um insbesondere Frauen, die unter Ausnutzung von Machtpositionen unter Druck geraten, im Konfliktfall zu unterstützen. Sie kann ein Instrument sein, um Betroffenen zu helfen, ihre Rechte zu wahren. Sie ist aber keine Maßnahme, um diese gegen Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen. Wir fordern den Bundesvorstand auf, das klarzustellen und binnengrüne Missverständnisse dazu entsprechend zu korrigieren.

Berlin, 15.6.2025

Unterzeichner, alphabetisch

Matthias Arlt, KV Freiburg

Henrik Auhagen, KV Konstanz

Sina Beckmann, MdL Niedersachsen, KV Friesland

Ulrich Drescher, KV Waldshut

Uschi Eid, ehem. StS, KV Esslingen

Volker Haese, KV Erzgebirge

Martin Hahn, MdL BaWü KV Bodensee

Holger Heimann, KV Heidelberg

Bärbel Heimann, KV Heidelberg

Nikolaus Huss, KV Tempelhof Schöneberg

Christoph Joachim, KV Tübingen

Dr. Marlene Klatt, KV Steinfurt

Reiner Knauer, KV Osterholz

Johannes F. Kretschmann, KV Sigmaringen

Tilman Krösche, KV Heidekreis

Claus Kreusch, KV Düsseldorf

Rainer Lagemann, KV Steinfurt

Robert Levin, KV Osterholz-Scharmbeck

André Meral, KV Tempelhof-Schöneberg

Michael Merkel, KV Bochum

Walter Otte, KV Friedrichshain-Kreuzberg

Herbert Rödling, KV Böblingen

Christian Sandau, KV Tempelhof Schöneberg

Gerhard Sauer, KV Berlin-Spandau

Matthias Schimpf, KV Bergstraße

Ina Schultz, KV Sigmaringen

Eva Quistorp, LV Berlin

Rüdiger Warnecke, KV Rhein Erft